Die Villa des Strumpffabrikanten Bruno Neukirchner ist ein Kulturdenkmal auf der Grundlage des Sächs. Denkmalschutzgesetztes.
Das stattliche Gebäude mit parkartigem Garten, altem Baumbestand, Grotte, Einfriedung und Teich ließ 1902 der erfolgreiche Strumpfwarenfabrikant Bruno Neukirchner errichten. Die 3-geschossige Villa wird von einem flachen Walmdach mit Oberlicht abgeschlossen. Die Fassade zeigt deutlich den Einfluss der Neurenaissance. Allseitig ist das Äußere durch breitgelagerte Mittelrisalite, eine regelmäßige Anordnung der Fensteröffnungen und eine ausgewogene horizontale Gliederung durch Simse und Bänder sowie ein rustikales Erdgeschoss gekennzeichnet. Die Hauptfassade ist zu den Bahngleisen ausgerichtet. Der Bau wirkt durch die Fassadengestaltung, die verwendeten Materialien (Sandstein) und die Zierelemente ausgesprochen repräsentativ und vornehm.
Das Innere wird über den Eingang an der Nord-West-Seite erschlossen.
Das aufwendige Entree´mit Stuckmarmor, Pilastergliederung, Stuckdecken und den gemalten peronifizeirten Darstellungen der 4 Jahreszeiten führt in das beeindruckende Treppenhaus, das durch eine Mischung aus Gründerzeit und Jugendstil gekennzeichnet ist. Die Treppenanlage mit schmiedeeisernem Brüstungsgeländer umschreibt ein U-fürmiges Auge, das den Blick auf das bleiverglaste Oberlicht mit zwei blumenumrankten Engeln frei gibt.
An den Wänden befinden sich über dem marmorierten Sockel eine qualitätvolle Jugendstildekorationsmalerei. Einen besonderen Blickfang bildet das große Wandgemälde mit der Ansicht von Luzern, des Vierwaldstätter Sees und drei weiß gekleideten, blumenbindenden Damen im Vordergrund. Terrazzoböden mit Einlagen, Stuckdecken, originale Beleuchtungskörper etc. vervollständigen den repräsentativen Eindruck. Die räumlichen Strukturen sind weitgehend ursprünglich, viele Zimmertüren stammen noch aus der Erbauungszeit.
Der Villa adäquat sind auch der parkähnliche Garten mit altem Baumbestand, einer Grotte, einem steingefassten Teich mit kleiner Insel sowie die aufwendig gestaltete Einfriedung mit gemauerter Sandsteinecke und schmiedeeisernem Zaun auf Sandsteinsockel.
Die Neukirchner Villa dokumentiert auf eindrucksvolle Weise das Repräsentatinsbedürfnis und die Wohnkultur eines erfolgreichen Fabrikanten. In der zugehörigen Fabrik waren um 1902 über 900 Angestellteund Heimarbeiter beschäftigt, Bruno Neukirchner wurde der Tilel „Nestor der Deutschen Strumpfindustrie“ sowie der Sächs. Albrechsorden verliehen. Die Strumpfwarenfabrik war zur Jahrhundertwende Weltmarktführer.
Damit verkörpert die Villa ein wesentliches Stück Industrie- und Wirtschaftsgeschichte im unteren Erzgebirge. Das öffentliche Erhaltungsinteresse resultiert aus der bau- und ortsgeschichtlichen sowie künsterischen Bedeutung.
Auszug aus dem Denkmalverzeichnis:
Villa mit einer Schaufassade zur Bahn orientiert, überaus stattlicher und repräsentativer dreigeschossiger Putzbau über nahezu quadratischem Grundriss, mit an allen Seiten traufhohen, relativ breiten Mittelrisaliten sowie flachem Walmdach;
der relativ hohe Sockel, die beiden bahnseitigen ehem. offenen Loggienbereiche an den Gebäudeecken sowie die Fensterrahmungen und die übrigen Fassadengliederungen in Sandstein;
die Putzflächen ursprünglich sandsteinfarben, 1925 neu verputzt mit durchgefärbem okergelben Eldelputz, im Zuge der Restaurierung 2010 wieder sandsteinfarben verputzt; (Anmerkung des Verfassers)
die EG-Bereiche der Mittelrisalite mit Rustizierung, über dem Sockel, im Kämpferbereich der EG-Fenster, über dem EG, im Brüstungsbereich der OG-Fenster und im Traufbereich umlaufend profilierte Gesimse;
die EG-Fenster mitrundbogigem Anschluss und Schlusssteinmotiv, die OG-Fenster im Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel, ansonsten mit gerader Verdachung, die DG-Fenster im Mittelrisalit mit jeweils mittigem Bekrönungsmotiv, die Fenstergewände geohrt und mit Konsolen unter den profilierten Fensterbänken, im EG und OG werksteinerne Brüstungsfelder,
an der Parkseite mittiger Eingang und darüber großflächiger die OG-Fenster im Mittelrisalit mit Verglasung, sowie aufwendiger Fassadengestaltung des Mittelrisalites (u.a. mit durchgängigen balustradenartigen Brüstungsbereichen und zwischen die Fensteröffnungen gestellten geschosshohen Pilastern), ursprünglich offene Balkone analog zu den Loggien, verglast 1927 (Anm. d. Verf.)
ursprünglich über den Mittelrisaliten ebenfalls Balustraden (über der Traufe, Anm. d. Verf.) und auf dem Dach schmiedeeisernes Ziergitter (nicht mehr vorhanden, Anm. d. Verf.)
die Wirkung des Mittelrisalites durch ursprünglich offene und im DG nicht überdachte Eckloggien tiefer, diese 1927 verglast und die Dachfläche darüber vorgezogen,
1993 wurden die wohl noch weitgehend intakten originalen Kastenfenster mit bauzeitlichen eschlägen gegen nun vorhandene Kunststofffenster ausgetauscht,
die Dacheindeckung ursprünglich Schiefer, ersetzt durch Bitumendachschindeln,
das Innere mit zentralem, überaus großzügigem, von oben belichtetem Treppenhaus, in einer gründerzeitlich-jugendstiligen Mischung gestaltet, die Treppe mit weitem U-förmigem Auge, darüber eine dieser Form entstrechenden Jugendstil-Bleiverglasung, zwei blumenumrankte, schwebende Engel darstellend, schmiedeeisernes Treppengeländer (ursprünglich vergoldet, Anm. d. Verf.), stuckierte und bemalte Treppenuntersicht und Oberlichtrahmungen, Kunststeinerne Stufen, Kunstmarmorsockel, Terrazzofußböden mit Mosaikeinlagen, im DG mit vergoldetem Stuckrahmen eingefasstes, großes Wandgemälde, Luzern darstellend,
im Eingangsbereich analoge Gestaltung, die Kunstmarmorgliederung jedoch raumhoch und an beiden Wänden auf Putz gemalte Wandbilder in Jugendstil-Manier, an der zweiflügligen Pendeltür Verglasung mit geätzten Ornamenten, auch in den ehem. Wohnbereichen originale baufeste Ausstattung (Deckenstuck, Türen, Verglasungen, Beschläge)